Der Manta Ray bei seinem ersten Test im Pazifik.
Northrop Grumman

Unbemannte Wasserfahrzeuge sind jüngst wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten, nicht zuletzt weil es den Streitkräften der Ukraine gelungen ist, die Schwarzmeerflotte Russlands mit ferngesteuerten Kamikaze-Jetskis schwer unter Druck zu setzen. Diese Waffensysteme sind relativ neu und wirken deshalb noch an vielen Ecken improvisiert. Den nächsten Evolutionssprung der Unterwasserdrohnen haben die US-Streitkräfte nun gemeinsam mit dem Rüstungskonzern Northrop Grumman vorgestellt: Der Manta Ray soll die Zukunft der Seekriegsführung sein. Jetzt wurden erste Unterwassertests erfolgreich abgeschlossen.

Lange Einsätze ohne menschliches Eingreifen

Beim Manta Ray handelt es sich um ein sogenanntes Unmanned Underwater Vehicle (Unbemanntes Unterwasserfahrzeug, UUV). Der Vorteil derartiger Systeme liegt auf der Hand: Sie brauchen keine Crew, die man verpflegen und versorgen muss, um zu funktionieren. Der Manta Ray wird als eine neue Klasse von UUVs beschrieben und ist ein extragroßer Unterwassergleiter, der vor allem für Einsätze langer Dauer mit großer Reichweite und hoher Nutzlast gedacht ist. Auf einen Menschen ist der Manta Ray nicht zwingend angewiesen, heißt es.

Der Prototyp der Seekriegsdrohne wurde im Februar und März 2024 vor der Küste von Südkalifornien umfassenden Tests unterzogen. Nach Angaben der Darpa (Defense Advanced Research Projects Agency) konzentrierte sich diese Testphase auf die Bewertung der hydrodynamischen Leistung des Fahrzeugs unter realen Bedingungen. Der Unterwasserbetrieb, Propeller und Steuerflächen sowie der Auftrieb des Manta wurden erfolgreich getestet, heißt es da weiter. Die Darpa veröffentlichte nun neue Fotos des Prototyps während der Tests im Pazifik.

Kyle Woerner, der Projektmanager der Darpa für den Manta Ray, nannte den erfolgreichen Probelauf einen Meilenstein auf dem Weg zur Einsatzbereitschaft der Drohne.

Der Manta Ray wird aus einzelnen Komponenten vor Ort zusammengesetzt.
Northrop Grumman

Doch was ist der Manta nun genau? Es handelt sich zuerst um ein Fahrzeug in Modulbauweise. Die Einzelteile können auf dem Landweg transportiert und im Einsatzgebiet schnell montiert werden, was für eine übergroßes Drohne wie den Manta Ray ungewöhnlich ist. Diese Bauweise soll schnelle weltweite Einsätze erleichtern, ohne dass Kapazitäten in Marinehäfen der US Navy beansprucht werden müssen. Alle Komponenten der Drohne sollen auf fünf Lkw-Container passen.

Vorbild aus der Natur

"Durch die direkte Verschiffung des Fahrzeugs in sein Einsatzgebiet wird Energie gespart, die sonst beim Transport verbraucht würde", erklärte Woerner. "Nach dem Einsatz nutzt das Fahrzeug ein effizientes Gleiten, um sich unter Wasser zu bewegen", diese Form des Auftriebs hat sich Hersteller Northrop Grumman in der Natur, nämlich bei Mantarochen, abgeschaut. Außerdem verfügt der Unterwassergleiter über mehrere Ladebuchten unterschiedlicher Größe und Art. Welche Einsatzmöglichkeiten sich daraus ergeben, ist noch nicht bekannt. Ebenso wenig ist klar, ob der Manta Ray Waffen tragen wird.

Der Manta Ray dürfte aber über fortschrittliche Kommando-, Kontroll- und Kommunikationsfähigkeiten (Command, Control, Communications, C3) verfügen. Das Ziel sind langfristige Einsätze mit nur minimaler menschlicher Aufsicht. Der Manta Ray wird von Trägerschiffen gestartet und soll weit vor den eigenen Streitkräften operieren und den Gegner ausspionieren, das Gelände unter Wasser kartieren und Seeminen frühzeitig erkennen.

Der Manta Ray soll monatelang im Einsatz bleiben können, indem er sich selbst am Meeresboden verankert.
Northrop Grumman

Dies soll die Drohne über einen sehr langen Zeitraum tun, laut Angaben der Darpa kann sich die Drohne am Meeresboden verankern und dort etwa überwintern und weiter Daten sammeln, die wiederum die Entscheidungsfindung der eigenen Streitkräfte verbessern sollen. Gleichzeitig deutet die Darpa an, dass die Drohne wohl auch über Fähigkeiten der elektronischen Kriegsführung verfügen soll. Außerdem soll sie feindliche Aufspürversuche vereiteln können, was genau damit gemeint ist, bleibt ein Geheimnis.

Damit ein Manta Ray so lange im Einsatz bleiben kann, liegt der Fokus der Entwicklung auf dem Energiemangement. Im Endstadium soll die Drohne selbst Energie erzeugen können, während sie verankert ist. Gleichzeitig soll der Manta Ray aus Materialien gemacht sein, die dem Salzwasser eine lange Zeit widerstehen können und Korrosion sowie dem "Biofouling", wie die Darpa es nennt, standhalten können.

Northrop Grumman ist nicht das einzige Unternehmen, das am Manta-Ray-Projekt arbeitet. Auch Pacmar Technologies, vormals Martin Defense Group, arbeitet an einem ähnlichen System. Aktuell erprobt das Unternehmen das Energiegewinnungssystem seiner Drohne. (pez, 2.5.2024)